Erfahrungsbericht: unkontrollierbare Zuckungen

Muskuläre Hypersensibilität und Beeinträchtigung der Feinkoordination

Alles hat damit angefangen, dass ich vor einiger Zeit ein Video gesehen habe mit jemanden mit Tourette-Syndrom, der am ganzen Körper unkontrollierbare Zuckungen hatte. Seitdem begann ich verstärkt drauf zu achten, ob ich solche Zuckungen habe, die ja normalerweise bei jedem Menschen vorkommen vor dem Einschlafen oder im Übergang zwischen Schlaf und Wachheit.

Vor einer Woche saß ich nun am Schreibtisch und hatte plötzlich eine etwas stärkere Zuckung, die ich bisher im Wachzustand noch nie so stark hatte. In diesem Moment erwischte mich das auf dem falschen Fuß und ich bekam plötzlich Angst, dass irgendwas nicht mit mir stimmt und dass ich vielleicht Zuckungen wie dieser Typ mit dem Tourette-Syndrom hatte. Es schossen mir allerlei Gedanken durch den Kopf:

  • Was ist, wenn mit deinem motorischen System schon seit langer Zeit etwas nicht stimmt?
  • „Was ist, wenn deine Dopamin Neuronen im Mittelhirn schon lange dabei sind, sich aufzubauen?“
  • „Was ist, wenn du bereits im Anfangsstadium von Tourette-Syndrom bist?“
  • usw.

Das war der Konflikt „meine Muskelbewegungen nicht richtig blockieren können“ bzw. „meine Bewegungen nicht unter Kontrolle halten können„.

Das genaue Konfliktthema war mir aber in diesem Moment erstmal nicht bewusst, aber ich merkte, dass ich etwas geschockt war und meine Gedanken sich auf diese Angst fokussierten und ich vermehrt begann, auf mein Muskelsystem zu achten, ob da noch mehr nicht stimmt. Jede kleinste Bewegung begann mich zu verunsichern und die Konzentration auf andere Dinge war fast unmöglich.

Ab dann ging es erstmal bergab.

Meine Muskeln wurden sehr unruhig und angespannt und ich hatte das Gefühl, ich benötige sehr starke Anstrengung, um keine Zuckungen zu machen und mein Muskelsystem zu kontrollieren. Ich habe dann zwei Tage stark dagegen angekämpft mit bewusster Kontrolle, aber das hat es nur schlimmer gemacht und dadurch wurden gleichzeitig meine Ängste verstärkt, dass etwas nicht stimmt. Im Ruhezustand und vor dem Einschlafen Abends hatte ich dann vermehrt starke Zuckungen in allen möglichen Muskelbereichen. Auf der Arbeit hatte ich plötzlich Probleme, Feinbewegungen mit der Hand auszuführen. Auch merkte ich, wie viel Kraft es mich kostet, zu sprechen und die Feinkoordination meiner Mundbewegungen durchzuführen. Als ich dann nach ein paar Stunden sitzen aufstand, merkte ich eine starke Erschöpfung in meinen Muskeln und es fiel mir schwer zu stehen. Das war ein erneuter Schock für mich und plötzlich wurde mir leicht übel und ich bekam Schwindelzustände. Mir wurde klar, ich schiebe hier eine ganze Reihe von Folgekonflikten und mein alter Vagus (siehe Porges Polyvagaltheorie) ist aktiv, da ich keine Ahnung habe wie ich damit umgehen soll.

Mir wurde klar ich muss jetzt etwas tun, sonst wird alles nur noch schlimmer!

Ich hatte schon öfters solche Situationen, die mein ganzes Repertoire an Techniken und Fähigkeiten brauchten, also versuchte ich zu beginnen, mich selbst wieder in den Griff zu bekommen. Das was sich für mich als das wichtigste Instrument auf dem Weg zur Heilung herausgestellt hat, ist Vertrauen zu Gott und in das eigene Schicksal:

  • „Was auch immer mein Schicksal hier auf Erden ist, ich nehme es an und akzeptiere es“
  • „Meine Seele ist ewig und, wenn es meine Lernaufgabe ist, mit Tourette oder was auch immer zu leben, dann werde ich das akzeptieren“
  • „Wenn es Gottes Plan ist, dann soll es so sein“ usw.

Ob man nun persönlich an Gott oder Schicksal glaubt oder nicht, ist hier nicht relevant, aber der psychologische Zweck einer solchen geistigen Haltung ist Akzeptanz. Wie kann man anfangen, sich zu heilen, wenn man noch gegen sich selbst kämpft und voller Angst ist vor Schmerz und Tod? Natürlich hatte ich absolut keine Lust darauf, an Tourette zu erkranken, aber was half mir hier Angst und Sorge? Nichts!

Mir ist dann klar geworden, dass ich meinen Körper unter Kontrolle habe und nicht umgekehrt!

Ich bin es, der die Symptome macht und mein Körper folgt nur meiner Wahrnehmung.

Mir ist auch klar geworden, dass die Blockierung meiner Muskelbewegungen durch meine Basalganglien irgendwie durch das Programm beeinträchtigt wurde und die Fokussierung darauf macht es nur noch schlimmer. Da Dopamin die Feinpräzision der Bewegungen bestimmt, musste mein Konflikt irgendwas mit meiner Bewegungsfähigkeit zu tun gehabt haben. Es war aber kein normaler motorischer Konflikt, wie ich ihn schon hundertfach hatte. Ich habe davon auch noch nie was bei Hamer gelesen. Deshalb war ich hier unsicher. Dennoch konnte ich mich an den genauen Moment erinnern, als mich diese plötzliche Zuckung schockte und welche Wahrnehmung ich in diesem Moment hatte. Genau diese Wahrnehmung in diesem Moment musste ich also bearbeiten und verstehen, dass dahinter meine eigene Angst stand, krank zu werden.

Das galt es dann auch noch aufzulösen, damit das nicht nochmal vorkommt. Hier war wieder Vertrauen wichtig, denn man weiß zwar nicht, was das Schicksal für einen bereit hält, aber ich weiß, dass mein Körper eine perfekte biologische Maschine ist und Krankheit kein Zufall!

Ich musste also lernen, meinem Körper zu vertrauen und meine Ängste loszulassen, weil es das nur verschlimmert. Also habe ich meditiert und mich darauf fokussiert, den Körper machen zu lassen und mir keine Sorgen mehr zu machen, dass irgendwas mit mir nicht stimmt. Das war ziemlich schwer, weil immer wieder leichte bis stärkere Zuckungen kamen (im Ruhezustand) und dieses unangenehme Spannungsgefühl, das ich selbst verursachte durch meinen Versuch, willkürliche Kontrolle zu behalten. Dennoch hatte ich den Eindruck, ich habe verstanden, was mit mir los ist und wie ich das selbst herbeigeführt habe.

Bewusstsein für Folgekonflikte

Am nächsten Tag habe ich Schmerzen im Halswirbel gespürt und mir wurde klar, ich habe einen intellektuellen Selbstwertkonflikt gelöst, weil ich nicht gewusst habe, was mit mir los ist und was ich tun soll. Mir wurde auch klar, ich muss aufhören, mich so stark auf meine Muskeln zu konzentrieren, weil ich dadurch mein Muskelsystem noch mehr sensibilisiere.

Ich habe dann bewusst die Zuckungen zugelassen, die nun im Ruhezustand gehäuft vorkamen. Das ging 1-2 Tage so und dann wurden die Zuckungen weniger. Dann war 2-3 Tage das Gefühl, dass meine Muskeln etwas „übersteuern“, d.h. es war etwas schwer präzise Bewegungen zu machen und ich benötigte noch eine Weile etwas mehr Anstrengung. Der Schwindel und die Übelkeit verschwanden und ich betrachtete alle Symptome nun mit einer entspannten Gelassenheit!

Nun wurde es bald besser und die Zuckungen gingen auf das normale Niveau zurück und kamen nur noch ab und zu in normaler Intensität vor, wie ich es auch gewohnt war und wie es bei jedem Menschen vorkommt im Ruhezustand oder vor dem Einschlafen.

Ich beobachtete auch, dass jede Reaktivierung des Themas, die Symptome wieder verstärkt, allerdings nicht die Zuckungen, sondern die Präzision der Bewegungen. Aber nun beunruhigte mich das nicht mehr, weil ich wusste, es ist ein Rezidiv, und wenn ich mich nicht rein steigere, wird das auch wieder. Und so war es auch! Mein Alltag ist nun wieder normal und ich habe einiges mehr über mich selbst, meine Ängste und meinen Körper gelernt.

Abschließend noch ein paar Worte aus der Perspektive von mir als Wissenschaftler:

Ich konnte nach dieser Erfahrung (wieder einmal) verstehen, wie schnell die eigenen Ängste und Sorgen die Macht über einen erlangen können und wie schnell man eine Reihe von Folgekonflikten machen kann, die sich allein aus der Veränderung des Lebensalltags und dem gewohnten Körperzustand ergeben.

Es wurde mich auch klar, dass solche Faktoren in der aktuellen klinischen Forschung kaum berücksichtigt werden, weil es so schwer zugänglich bzw. messbar ist. Nicht, dass es nicht möglich wäre, aber zur Zeit verstehen wir noch sehr wenig darüber und es ist einerseits wichtig, hier Methoden zu entwickeln, die dabei helfen diese Dynamiken genauer zu verstehen und anderseits integrative Therapien zu entwickeln. Es ist wichtig, dass jeder Arzt und Psychologe diese Interaktion zwischen Psyche und Körper lernt zu verstehen, denn man merkt, wie schnell es gehen kann, dass Menschen in einen Teufelskreis der eigenen Sorgen und Ängste gelangen und dadurch zunehmend kränker werden.

Da ich seit Jahren gelernt habe, mich selbst zu beobachten und zu regulieren, halte ich mich selbst für erfahren in Bezug auf meinen eigenen Körper und habe einiges an Wissen gesammelt über meine Psyche/Körper und kenne Therapietechniken, die ich an mir selbst anwenden kann. Man kann sich nun vorstellen, wie es Menschen geht, die noch nicht sehr erfahren sind in Bezug auf ein Verständnis ihres eigenen Körper und ihrer Symptome. Solche Menschen geraten sehr schnell in diesen Teufelskreis der Ängste, die oftmals durch unser heutiges Medizinsystem noch verstärkt wird durch Nocebo & Co. Ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie schnell ich in den Teufelskreis geraten wäre, hätte ich nicht gewusst, warum mein Körper so reagiert hat und wie das mit meiner Wahrnehmung zusammenhing. Vermutlich wären meine Symptome Tage bis Wochen weiter gegangen, bis ich einen Arzt aufgesucht hätte. Die Ärzte hätten dann wahrscheinlich nach einer Serie von Tests erstmal nichts gefunden, hätten dann aber eine Reihe von möglichen Diagnosen aufgestellt wie z.B. Dystonie oder sogar Parkinson, Tourette oder multiple Sklerose o.ä. Natürlich kann man hier nicht für jeden Arzt sprechen, aber die Erfahrung zeigt, dass mit Diagnosen oft nur zu gerne gespielt wird und der Einfluss, den das auf diesen Menschen hat, nicht so sehr berücksichtigt wird.

Bilder: Pixabay

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