Warum hat mein Kind Wutausbrüche?

Deine erzieherischen Fähigkeiten werden auf die Probe gestellt, wenn dein Kind in der Öffentlichkeit herumschreit, oder zu Hause ausrastet. Wutausbrüche gehören für Kinder zum Aufwachsen dazu – für die Eltern können es frustrierend sein, damit umzugehen. Lautes Weinen, Kreischen, Trotzen, Schimpfen und Um-sich-schlagen sind sozial nicht akzeptierte Verhaltensweisen von Kindern (und auch Erwachsenen), um Aufmerksamkeit zu erlangen. Sie können für die Eltern sehr peinlich sein.

Was macht, dass Kinder ausrasten?

Nach dem Verständnis von META-Health bewirken mehrere zeitgleiche emotionale Traumen oder Stressoren die mentale Unbalance. Der erste Stressor führt zu einer körperlichen Antwort wie z.B. Weinen, aber nach dem zweiten emotionalen Schock beginnt eine Wesensänderung. Jeder Wechsel im Verhalten ist für das Kind eine Überlebensstrategie, mit dem inneren Zustand der Verwirrung, Trennung und Angst fertig zu werden.

Ein Wutausbruch ist ein Signal für den Bedarf nach innerer Ordnung und Zugehörigkeit.

So erklärt META-Health kindliche Verhaltensweisen in verschiedenen Phasen:

Schon zur Zeit der Befruchtung wird durch die Gefühle der Mutter der Nährboden für Empfindlichkeit und Verhalten des Babies gelegt. Während der Schwangerschaft formt die Beziehung der Mutter zu sich selbst und zu dem ungeborenen Kind die zukünftigen Strategien des Kindes. Wenn die Mutter gelassen ist, fühlt sich das Kind geliebt und versorgt, dadurch ist die Möglichkeit zu größerer Resilienz und weniger Neigung zu Ausbrüchen gegeben. Wenn die Mutter unglücklich ist und das Kind nicht wirklich haben will, fühlt das Kind diese Zurückweisung, was Grund für Misstrauen und möglicherweise Selbsthass legt.
Da unser Mittelhirn auch das Zellgedächtnis unserer Vorfahren speichert, bereiten auch deren Erfahrungen und Traumen den Boden für Gefühlsausbrüche oder weitere Verhaltensauffälligkeiten.

Sind die Eltern schuld?

Das Vorbild der Eltern formt zu gewissem Grad das Verhalten und den Charakter des Kindes. „Monkey see, monkey do“ – Kinder lernen durch Nachahmen.

Sheetal Kapoor, Erziehungscoach in Mumbai, sagt, dass die meisten Eltern eine ungeschriebene Regel für ihre Kinder haben – ‘Du tust dies für mich, und ich geb dir das dafür’. Das ist schädlich. Eltern sind dann bereit auf total unangemessene Forderungen einzugehen, um Harmonie zu erkaufen. Kinder wiederum sollen die Erwartungen erfüllen, gute Schulnoten erbringen und sich „anständig benehmen“, um sich die Liebe und den Schutz der Eltern zu verdienen. Wenn Eltern und Kinder sich das essentielle aber immaterielle Gefühl der Liebe durch praktische Werte erkaufen müssen, werden Wutausbrüche zum Werkzeug, um Forderungen erfüllt zu bekommen.

Die Strategie des Erziehers kann auch für das Auftreten von Gefühlsausbrüchen mitverantwortlich sein. Üblich sind 3 Arten von Belohnungsverhalten:

  • Übermäßige Aufmerksamkeit: wenn Eltern ihrem Kind alles Begehrte geben, noch bevor es danach fragt. Dadurch lernt das Kind, dass die Eltern es nur lieben, wenn sie all seinen Wünschen nachkommen. Das resultiert in großer Verwirrung, Enttäuschung und Unbeherrschtheit, wenn die Vorzüge einmal nicht gewährt werden.
  • Balancierte Aufmerksamkeit & Belohnung: das Kind bekommt Aufmerksamkeit, aber materielle Dinge werden ihm nur mit vertretbarem Grund gegeben. Es wird gefragt und soll auch eigene Entscheidungen treffen. In diesem Prozess lernt das Kind zu verstehen und zu akzeptieren, warum es Vorzüge bekommen hat oder nicht. Als Resultat gibt es weniger Wutausbrüche.
  • Verzögerte Aufmerksamkeit: In diesem Fall bekommt das Kind die Aufmerksamkeit zu spät, Anerkennung und Belohnung kommen erst nachträglich an. Das führt zum größten Schaden in der Prägung des Kindes, und zu unkontrollierbaren Gefühlsausbrüchen.

Sowohl bei übermäßiger als auch bei verzögerter Aufmerksamkeit kann das Kind nicht verstehen, wann und warum seine Eltern seinen Bedürfnissen nicht entsprechen. Es kann sich dadurch ungeliebt, alleingelassen und bestraft fühlen, und wird emotionale Ausbrüche als Werkzeug benutzen, um zu bekommen was es will. Das erzeugt ein Gefühl kurzzeitiger Gewalt über die Eltern, und kann in einen Teufelskreis von Tyrannei und Ausspielen der Eltern gegeneinander führen, um diese zur Einwilligung zu bringen.

Mit Wutausbrüchen umgehen

10 Tipps, META-gesunde Kinder zu erziehen:

  • Benutze balancierte Aufmerksamkeit & Belohnung, damit dein Kind sich sicher fühlen kann
  • Zeige deinem Kind, dass du es liebst, auch wenn es nicht alles haben kann, was es gerade begehrt. Nimm dir mehr Zeit für das Familienleben und Zusammensein. Sei großzügig mit Umarmungen.
  • Zeig deine Liebe nach dem KISS-Prinzip (Keep it simple and sincere – einfach und wahrhaftig)
  • Verhandle deine Liebe nicht mit deinem Kind mit Sätzen wie „Hör auf zu weinen, oder ich nehme dich nicht in den Arm“, „Tu das, oder ich spreche nicht mehr mit dir“. Elterliche Liebe ist für kleine Kinder essentiell, um sich sicher fühlen zu können.
  • Sag deinem Kind, was sie tun sollen, anstatt zu drohen, was sie nicht tun sollen. Das „nicht“ wird vom Gefühlshirn überhört.
  • Kompensiere Zeitmangel nicht mit materiellen Geschenken. Erkläre dem Kind deinen Zeitplan und versichere ihm, wann du wieder für es da bist. Halte dein Versprechen.
  • Setz deutliche Grenzen und steh zu deinem „Nein“. Zeig deinem Kind dabei, dass du es liebst und dass es dazugehört.
  • Zeige Verständnis und Mitgefühl für dein Kind. Steig in seine Schuhe und verstehe, womit es kämpft. Beobachte, welche Veränderungen und Herausforderungen es für es und für dich gegeben hat, auf die es reagiert.
  • Missbrauche dein Kind nicht und sei aufmerksam auf jede Form von Missbrauch, denen dein Kind ausgesetzt sein könnte! Diese können zu Rückzug oder zu Ausbrüchen führen.
  • Mach dir keine Schuldgefühle, denn die übertragen sich auf deine Umwelt!

Auch wenn du diese Tipps beachtest, kann dein Kind ein Problem mit Ausrastern haben. Prüfe dann dein eigenes innerliches und äusserliches Milieu. Kinder reflektieren sehr ihre Bezugspersonen und ihre Umgebung. Für Eltern ist es also wichtig den Mut zu haben, die eigenen Schwächen zu sehen und mit diesen umzugehen. Mit Aufrichtigkeit und Selbstliebe lehrst du dein Kind Resilienz.

Dieser Artikel erschien im Original auf englischer Sprache in Dr Anu Mehtas Blog

Übersetzung: Kora Klapp
Bild: https://pixabay.com/photos/affection-beach-parents-child-1866868/

Kommentar hinterlassen